Fraktionen äußern sich zum Klima-Kipp­punkt bei Korallenriffen

Laut dem Global Tipping Points Report 2025 ist der nicht mehr rückgängig zu machende Klima-Kipppunkt bei Korallenriffen inzwischen erreicht. Die Temperaturschwelle, ab der die Korallen sterben, liege bei schätzungsweise 1,2 Grad und sei bei der derzeitigen Erderwärmung von etwa 1,4 Grad schon überschritten, heißt es. Am Freitag, 17. Oktober 2025, gab es vor diesem Hintergrund eine von der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen beantragte Aktuelle Stunde mit dem Titel „Erster Klima-Kipppunkt laut internationaler Studie überschritten – Konsequenzen für das Handeln der Bundesregierung“. Grüne: Ein Großteil der Korallen ist dahin Kipppunkt bedeute, „dass etwas unwiederbringlich zerstört ist“, sagte Lisa Badum (Bündnis 90/Die Grünen) zu Beginn der Aktuellen Stunde. Ein Viertel aller Meereslebewesen lebe in Korallenriffen. Ein Großteil der Korallen sei nun dahin. „Wir aber machen weiter nach dem Motto: Augen zu und durch auf dem Weg zum nächsten Kipppunkt“, sagte Badum. Die Klimaziele seien nicht abstrakt, sie seien Gerechtigkeit, betonte sie. An ihnen entscheide sich, „ob einige wenige weiterhin profitieren oder ob wir die Zukunft für uns alle sichern können“. CDU/CSU: Es braucht gemeinsame Lösungen Für Dr. Thomas Gebhart (CDU/CSU) zeigt die Studie, dass der Klimawandel „ein ernstes Problem ist“. Es gehe um den Erhalt der natürlichen Lebensgrundlage. „Daher müssen wir besser werden beim Klimaschutz, als wir es heute sind“, sagte er. Klar sei aber auch: „Wir sind nicht allein auf der Welt.“ Der Klimawandel sei ein globales Problem, daher brauche es gemeinsame Lösungen. Dazu müsse auch Deutschland seinen Beitrag leisten. Gebhart machte zudem deutlich, dass es nicht nur die Klimakrise gebe, sondern auch eine strukturelle ökonomische Krise. Daher müssten die Dinge zusammengedacht werden. AfD: Horrormeldungen ohne Beweise Karsten Hilse (AfD) sprach hingegen von Horrormeldungen, die geeignet seien ,die Menschen in Angst zu halten, „um sie auch in Zukunft gnadenlos auszuplündern“. Das Konzept der Kipppunkte sei vom Gründer des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, Hans Joachim Schellnhuber, entwickelt worden. Es beruhe auf Vermutungen, „ohne Beweise, ohne Belege über etwaige Kipppunkte in der Vergangenheit“. Im Fall der Korallenriffe sei es nicht so, dass diese untersucht worden seien. Man habe vielmehr vorher eine „willkürliche“ Zahl festgelegt – 1,2 Grad –, um die die Temperatur steigen muss, „dann sterben die Riffe“. Unbeantwortet blieben aber Fragen nach den an jedem Riff unterschiedlichen Ausgangswerte, sagte Hilse. Regierung: Massive Folgen für marine Ökosysteme Das Erdsystem habe den ersten Kipppunkt überschritten, „ob es Ihnen passt oder nicht“, entgegnete ihm Carsten Träger (SPD), Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und nukleare Sicherheit. Im Falle der tropischen Korallenriffe sei das „für jedermann sichtbar, der sehen will“. Es sei jetzt eine Temperaturschwelle erreicht, ab der die Korallen nicht überleben könnten. Das werde massive Folgen für die marinen Ökosysteme haben, sagte Träger. Linke befürchtet Ernteausfälle in Ostdeutschland Die Deutsche Meteorologische Gesellschaft warne vor einer Drei-Grad Erderwärmung bis 2050, sagte Dr. Fabian Fahl (Die Linke). Das bedeute erhebliche globale Ernteausfälle „besonders in Ostdeutschland“. Es stelle sich die Frage, wieviel Agrarfläche überhaupt noch fruchtbar ist und ob zum Ende des Jahrhunderts überhaupt noch Wald in Deutschland vorhanden sein wird, sagte er. Es bedeute mehr Extremereignisse als im Ahrtal. Es bedeute auch global gestörte Lieferketten und zwei bis vier Milliarden Menschen auf der Flucht. „Das ist die Zukunft, auf die Sie uns zusteuern“, sagte Fahl in Richtung Bundesregierung. SPD: Menschengemachtes Korallensterben Das Korallensterben, so Dunja Kreiser (SPD), sei fraglos das Ergebnis des menschengemachten Klimawandels. Korallen mögen klein erscheinen, seien aber die Regenwälder der Meere. Kreiser ging auch auf den Redebeitrag des AfD-Abgeordneten Hilse ein. Die AfD spreche ja sehr oft über die Freiheit der Wissenschaft. Bei Hilses Rede sei aber klar zu erkennen gewesen, dass es nur um die Wissenschaft gehe, „die man selber auch annehmen möchte“. Das sei das Problem bei Autokraten. Eine demokratische Republik setze sich aber für die Freiheit der Bürger ein, „und das jeden Tag“. (hau/17.10.2025)